Bali und Yoga – das sind zwei Wörter, die oft im selben Atemzug genannt werden. Doch obwohl ich mich eine knappe Woche im regelrechten Yoga-Herzen Balis, in Ubud nämlich, befunden habe, kam ich nicht einmal dazu eine Yogamatte auszurollen. Es war schlichtweg zu viel zu erleben, auszuprobieren, zu besichtigen … zwischen Monkey Forest, Babi Guling, Legong-Tänzen und Spa-Besuchen kam Yoga einfach zu kurz – oder ich einfach nicht genug zur Ruhe.
Zum Glück jedoch fand die Ruhe mich – als ich Gili Meno besuchte.
Auf der kleinsten der drei kleinen Gili-Inseln vor Lombok leben nur 400 Menschen. Einziges Fortbewegungsmittel sind winzige Pferdekutschen mit winzigen Pferdchen oder das Fahrrad. Ist man auf Gili Meno, atmet man die Ruhe förmlich ein.
Den Einheimischen ist dieser Effekt mitunter offenbar wohlbekannt.
Obwohl ich förmlich nach Ruhe lechzte, hatte ich mich dennoch im Seri Resort eingebucht – einem der größeren Hotels der Insel. Wirklich groß ist das Haus freilich trotzdem nicht. Aber darauf kam es mir gar nicht an.
Noch am selben Abend schlich ich mich durch den Sand in den hinteren Bereich der Hotelanlage. Durch ein hübsches Tor in einem Holzzaun gelangt man zu einigen kleinen Hütten – kaum mehr als Betten mit Bambus-Dächern.
Gegenüber des kleinen Hütten-Dörfchens befand sich schließlich der Ort, wegen dem ich hergekommen war. Eine wunderschöne zweistöckige Hütte aus dicken, glatten Bambus-Stämmen: Das wunderschöne Yoga-Center.
Ich war zu spät. Es dämmerte bereits – die Yogastunde war vorbei. Doch ich nahm mir ein paar Minuten, ließ meine Flip-Flops am Eingang zurück und schlich mich nach oben. Auf beiden Seiten des Raums lächelten verschiedene Gurus von kleinen Fotografien. Der große Raum dehnte sich träge in der abendlichen Schwüle aus. Ich meldete mich für den nächsten Abend zum „Sunset-Yoga“.
Am nächsten Abend war ich pünktlich, doch alles war still. Fiel die Yogastunde aus? Leise streifte ich meine Flip-Flops von meinen Füßen und betrat die Hütte, lauschte. Dann hörte ich leise Schritte und fasste Mut.
Oben wartete die junge, hübsche Yogalehrerin auf mich, milde lächelnd wie ein Buddha, aber elegant wie eine Geisha. Ich war die einzige, die einen Kurs gebucht hatte und kam unverhofft in den Genuss einer Privatstunde.
Eine kleine Weile später saß ich gemeinsam mit der jungen Lehrerin im Lotussitz in diesem wundervollen Raum, atmete ein und aus, spürte die Abendsonne und hörte das schrille Zwitschern der Vögel, die sich im kleinen Wald um uns herum versteckten.
Die Yogastunde war fordernd. Ich hatte Mühe mit meiner Balance, manchmal war es mir sogar schwindelig. Bisher hatte ich immer nur in der angenehm wohligen Wärme oder Kühle meines Yogastudios zu Hause Yoga geübt. Während meine „Privatlehrerin“ mühelos in jede Position gleiten konnte, wurde mir deutlich klar, wie viel ich noch zu lernen hatte. Die Stunde war jedenfalls wie geschaffen dafür, zu lernen. Die Yogini korrigierte jeden meiner Fehler und zum ersten Mal wurde mir klar, warum ich bei einer Variante des Dreiecks nie die Balance fand – meine Hüfte war einfach nicht gerade in der Position.
Wir übten eineinhalb Stunden. Bis zum Ende der Stunde klebte Schweiß auf meiner Haut und ich hörte Moskitos an meinen Ohren summen. Grillen hatten die Vögel inzwischen abgelöst und die Sonne schien mit orangenen Strahlen unter das Dach. Dennoch hatte ich selten eine so intensive Yogastunde erlebt.
Und sowieso keine an einem so perfekten Ort dafür.
Man kann die Yogastunde in dieser traumhaften Hütte im Übrigen auch buchen, wenn man nicht im Seri Resort residiert. Es lohnt sich in jedem Fall.