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5 Liebeserklärungen: Warum ich mich unsterblich in Bali verliebte

Ich kann nicht erklären warum, aber ich wollte schon immer nach Bali reisen. Auf die kleine indonesische Insel habe ich viele Jahre lang einfach irgendwie alles projeziert, was glücklich macht.

Vielleicht war es „Eat Prey Love“, vielleicht waren es atemberaubende Bilder, vielleicht hat mich die Kultur schon aus der Ferne fasziniert, weil ich einfach einen Asien-Faible habe. Bali war für mich einfach eine Insel, fast am anderen Ende der Welt, auf der ich einfach nur glücklich werden würde – davon war ich überzeugt.

Ich hätte folgerichtig enttäuscht sein müssen, als ich 2015 Jahr endlich dort hin reiste. Die hohen Erwartungen, die ich mir zusammenphantasiert hatte, hätten nie im Leben der Realität standhalten können (sollen). Aber sie taten es. Ich bin immernoch verliebt. Und war im folgenden Jahr wieder dort. Und die nächste Reise wird kommen.

Und wisst ihr warum?

 

1. Bali ist einfach Yoga

„Aber Indien ist doch das Land des Yoga“ höre ich euch sagen. Ja, stimmt schon. Yoga stammt aus Indien und ist aus dem Hinduismus hervorgegangen (oder irgendwie so). Aber auch die Balinesen sind Hindus. Bali ist überhaupt die einzige indonesische Insel, deren Bevölkerung überwiegend hinduistisch ist. Über die Zeit haben die Balinesen auch ihren eigenen Hinduismus aus dem Ursprünglichen gemacht. Aber wie dem auch sei. Die Insel ist wie geschaffen für Yoga – kein Wunder also, dass die Yoga-Kultur vor allem rund um Ubud floriert. Alles scheint, als wäre es eigens dafür erschaffen worden, dass Menschen dort Yoga machen. Die Landschaft ist atemberaubend schön und nahezu alle auf Bali sind sich dessen auch gewiss und dankbar dafür. Es duftet nach Frangipaniblüten (also ziemlich oft tut es das) und die (religiöse) Hingabe gehört zur Kultur. Man fühlt sich fast schon gezwungen all das mit ein paar tiefen, yogischen Atemzügen in sich aufzusaugen. Und auf Bali ist man damit keine Ausnahmeerscheinung. Man ist unter Gleichgesinnten – und das tut gut.

Während man in unseren Breiten gerne mal schief angeguckt wird, wenn man sagt, man mache Yoga. (So geschehen vor wenigen Wochen, als ich im Teammeeting fallen ließ, dass ich einen Yogakurs besuchen würde. Meine Kollegin blickte mich an, als sähe sie mich zum ersten Mal und sagte: „DU machst YOGA?!“ Und ich fühlte förmlich, wie ich in die Schublade „Alternative Müsliesserin/Eso-Tante“ gestopft und diese scheppernd geschlossen wurde. Anders wäre es vielleicht gewesen, hätte ich behauptet, ich machte das gegen den Stress. Stress haben ist schließlich sowas wie ein Verdienstorden. Oder wenn ich meinen wohlgeformten Bizeps präsentiert und behauptet hätte, ich machte Power-Yoga – Fitness-Freaks, die sich selbst hart rannehmen sind ja auch bewundernswert).

Aber zurück zu Bali. Hier werden Yoga-Freunde aller Culeur herzlich aufgenommen und finden alles für ihre Bedürfnisse. In Ubud gibt es z.B. unglaublich viele Möglichkeiten, Yoga bei einer Yoga-Stunde oder einem ganzen Kurs zu machen. Unbedingt auf meiner Bucket-List: Einmal an einem Yoga-Retreat auf Bali mitzumachen und mich vollkommen in mich zu versenken. Im letzten Jahr hatte ich eine unglaublich intensive Yogastunde auf Gili Meno in einer atemberaubenden Location bei Meeresrauschen und Sonnenuntergang. Das war einfach der Hammer.

„Yoga-Hütte“ des Seri Resorts auf Gili Meno

2. Balinesische Freundlichkeit

Naiv? Sicherlich. Aber dennoch. Auf all meinen bisherigen Reisen habe ich niemals solche Freundlichkeit erfahren als auf Bali. Natürlich leben auch die meisten Balinesen vom Tourismus. Natürlich hat eine Verkäuferin auf einem Obst-Markt versucht uns unanständig viel Geld für ein bisschen Obst aus der Tasche zu ziehen (umgerechnet 60 Euro …). Aber dennoch. Nirgends habe ich bisher erlebt, dass in einer touristischen Region ein simples „Nein danke“ einfach in Ordnung ging.

Wir hatten das große Glück Wayan kennenzulernen. Wayan ist Vater dreier (bald vier) Kinder und ist ein „Driver“. Er fährt Touristen, wo hin sie auch immer wollen, hilft ihnen bei ihren Trips, hat interessante Vorschläge, kennt die besten Besuchszeiten fürs Sightseeing und ist überhaupt sehr engagiert. Seine Preise sind mehr als akzeptabel, aber wir haben erlebt, dass wir ihm wirklich am Herzen lagen, einfach, weil wir uns ihm anvertraut hatten. Er war es, der uns vor der Früchte-Abzocke bewahrte. Er war so ärgerlich deswegen, dass wir unterwegs an drei Ständen hielten, wo er uns Früchte kaufte für einen Bruchteil des Preises. Wir waren überhäuft mit Jackfruits, Erdnusskeksen, Mangos und balinesischen Erdbeeren und einfach nur glücklich. Er lud uns zu sich nach Hause ein und zeigte uns wie man balinesisch kocht. Er handelte für uns einen absoluten Billigpreis für Wassersportspaß aus, den man als Tourist eigentlich teuer bezahlen muss. Dabei hätte er uns lediglich von A nach B fahren müssen.

Aber Wayan ist nicht der einzige. Niemand hat von uns jemals ein Trinkgeld verlangt oder wäre auch nur unfreundlich geworden. (Die Balinesen sehen das außerdem so, dass man sein Gesicht verliert, wenn man vor anderen seiner Wut nachgibt.) Irgendwann haben wir dann unsere Skepsis wirklich abgelegt. Mein Freund und ich sind eigentlich leichte Opfer. (Wir haben uns in Ägypten zu einem gewissen ‚Cleopatra-Programm‘ überreden lassen und zahlten einen Haufen Schotter dafür, dass wir in Ägypten in der Sauna schwitzten. Auf Kreta hat uns ein fliegender Händler so nachdrücklich verfolgt, bis wir ihm vier Holzfigürchen für einen horrenden Preis abkauften. In der Türkei kauften wir für einen dreistelligen Betrag ein Album mit kitschigen Fotos, weil der Fotograf uns erklärte, wie viel Mühe er sich gegeben hatte.) Aber auf Bali wurden wir nicht ein Mal über den Tisch gezogen, obwohl es für die Einheimischen in unserem Fall ein Leichtes gewesen wäre.

Die bezaubernde Putu Thian Yuniarti – genannt Thian. Und ich.

3. Faszinierende Kultur

Bali ist einfach anders, auf eine simple, aber gute Art. Als wir am Bratan-See einen Tempel besuchten, erscholl direkt nebenan der Ruf eines Muezzins. Während am See eine Prozession kostbar gekleideter Balinesinnen Opfergaben auf ihren Köpfen zum Tempel trugen, warfen sich wenige Meter nebenan Muslime betend zu Boden. Als ich Wayan fragte, ob dieses Nebeneinander der verschiedenen Religionen zu Konflikten führen würde, zuckte dieser nur die Schultern und meinte, „Nein, warum?“. Jede Religion sei in Ordnung und eigentlich ja nur eine Art „Transportmittel“. Egal, welches Transportmittel man wählen würde, das Ziel sei ja für alle gleich.

Kehen Temple

Leben und leben lassen, könnte man sagen. Es käme auf Bali niemandem in den Sinn, anderen ihre Kultur aufzwingen zu wollen. Aber man will unwillkürlich selbst gerne Teil davon sein. Daneben gibt es auf Bali ganz außergewöhnliche Kunst zu bestaunen. Mit offenem Mund habe ich meinem ersten Barong-Tanz zugesehen. Die Tanzschritte sind auf jeden Millimeter des Körpers abgestimmt. Jedes Zucken der Finger, jedes Rollen der Augen ist Teil des Tanzes. Die Balinesen glauben, dass die Götter von den Tanzenden Besitz ergreifen. Dementsprechend hingebungsvoll ist die Darbietung. Bewundernd wurde mir klar, dass die Balinesen vieles, was sie tun, mit absoluter Hingabe tun. Etwas, was uns hier im Land des „Multitasking“ ziemlich abhanden gekommen ist.

 

4. Die Landschaft ist atemberaubend schön

Nichts ist so grün, wie die Reisterrassen auf Bali. Man biegt um eine Ecke, lässt die kleinen Buden einer Einkaufsstraße hinter sich und spürt körperlich, wie einem der Atem stockt. Majestätische Palmen erheben sich über dem satten Grün der Reisterrassen. Unten schlängelt sich ein tiefblauer Fluss durch das Tal. Vögel zwitschern in den Wipfeln. Sträucher leuchten grün vor der Sonne. Man kann es förmlich schmecken. Man kann erfrischendes Kokosnusswasser literweise aus Kokosnüssen trinken. Und das Wasser ist gleichzeitig eine Wunderwaffe gegen einfach alles. Es macht dich schön, es macht dich fit, es macht dich gesund. Und mit dem schwarzen filzigen Zeugs, das an den Kokospalmen wächst, bedecken die Balinesen die Dächer ihrer Tempel.

Uluwatu Temple

Daneben gibt es wunderschöne Paradiesstrände und Surfspots. Mysteriöse Vulkane, die ihre Köpfe in die Wolken stecken und der Morgennebel über dem Bratan-See ist ein Anblick, den man niemals vergisst.

Und ich habe noch gar nicht von den wunderschönen Blüten und Blumen angefangen …

Es gibt Wasserfälle, die Regenbogen in die Luft malen, die einem den Schweiß von der Haut waschen und einen Aufatmen lassen.

Es gibt riesenhafte Bäume, die als Gottheiten verehrt werden.

Der heilige Baum im Kehen Temple

Und zu guter Letzt hat Bali Sonnenuntergänge auf Lager, die einem klar machen, dass man nur ein winziges Häufchen Sternenstaub im riesigen, wunderbaren Universum ist. Und gleichzeitig fühlt man sich so dankbar dafür, dass man einfach nur hier sein darf. Den schönsten Sonnenuntergang erlebten wir am Meerestemel Tanah Loth. Die Menschen applaudieren, wenn die Sonne den Horizont berührt. Auch wenn man hier leider inzwischen die vielen Touristen ausblenden muss, die immer da sind.

Das ist ein Sonnenuntergang am Padang Padang Beach

5. Bali ist lecker und wohltuend für Körper und Seele

Gottlob blieben wir auf unseren Bali-Reisen bislang größtenteils vom gefürchteten „Bali-Belly“ verschont. Keine Lebensmittelvergiftung, kein Magen-Darm-Fasching. Für uns war Bali das Schlaraffenland. Alles sah köstlich aus, schmeckte aber meistens auf überraschend-köstliche Art anders, als wir vermuteten. Die Erdnusssoße ist nicht süß, wie in unseren Asia-Restaurants, sondern pikant, manchmal mit einem Hauch Zimt. Hühnchen schmeckt frisch und zitronig und ist gewürzt mit Limonengras und Lemon-Leafs. Sojasoße ist freurig scharf mit Chili. Mahi-Mahi – ein riesenhafter Fisch – schmeckt wie Steak. Hinzu kommt die absolute Vielfalt. Es gibt vier Sorten Reis, es gibt Unmengen an Seafood und Fisch und von der tränenergreifend riesigen Auswahl an bunten, herrlichen, riesigen Früchten habe ich ja bereits erzählt.Vegetrarier kommen ebenso auf ihre Kosten wie Veganer, Fleisch- und Fischsympathisanten. Natürlich gibt es auch Sachen, die international beliebt sind. Burger, Pizza … aber ganz ehrlich: Es wäre eine verfluchte Sünde auch nur eine Mahlzeit auf Bali für etwas so Profanes zu opfern.

Sieht eklig aus, ist aber meeegalecker: Kolak Ubi.

Wir sind auf Bali derart in die Essenskultur eingetaucht, ja, haben sie uns einverleibt, dass wir auch unsere Frühstückskonventionen umgekrempelt haben. Am ersten Tag hatten wir noch den Kopf geschüttelt angesichts derer, die sich zum Frühstück gebratene Nudeln auf die Teller luden. Schnell erkannten wir jedoch, dass es fast nichts besseres gibt, als ein ordentliches Mie Goreng mit köstlichscharfer Chili-Soja-Soße zum Frühstück. Dazu ein erfrischender Mango-Saft.

Köstliches Mahl im Bumbu Bali

Bali ist jedoch nicht nur ein Schlaraffenland für den Magen, es ist auch das Land der herrlichsten Massgagen. Spas und Massagesalons gibt es zu Hauf und nahezu alle Masseure sind absolut begnadet. Wir haben es uns zur Gewohnheit gemacht, nach dem Abendessen auf Bali auf Massage-Suche zu gehen. Was für eine herrliche Routine! Für etwas zwischen drei und zehn Euro kann man dort Massagen bekommen, die so gut tun, dass es fast zum Verlust der Muttersprache führt. Eine kleine zarte Balinesin im „Rose Spa“ in Tanjung Benoa hat mich bei einer Fußmassage einmal beinahe zum Singen gebracht. Zumindest meine Waden stimmten ein Halleluja an und meine Fußsohlen kribbelten noch glücklich, nach dem die Massage längst vorbei war. Himmlisch! Wer sich richtig was gönnen möchte, der genehmigt sich ein komplettes Treatment, z.B. ein „Bali Lulur“. Hier handelt es sich um eine traditionelle Zeremonie, die Prinzessinnen sich gönnten, die kurz vor ihrer Hochzeit standen. Die Bräute wurden tagelang massiert und mit Blütenessenzen behandelt, bis ihr Körper frei von Verspannungen und die Haut so weich wie Seide war. Auf Bali dauert ein Lulur für Touristen keine Tage, abe es ist dennoch sehr umfangreich. Angefangen bei einer asiatischen Fußwaschung mit einer Schale Tee in der Hand, über eine balinesische Massage, bis hin zum Sandelholzpeeling mit anschließendem Blüten-Bad. Wie eine Prinzessin fühlt man sich danach auf jeden Fall.

 

Zugegeben, dieser Text könnte den Anschein machen, etwas undifferenziert daher zu kommen. Aber kennt ihr das, wenn ihr etwas so sehr liebt, dass ihr immer wieder lächeln müsst, wenn ihr nur daran denkt? So geht es mir mit Bali. Auch auf Bali ist nicht alles eitel Sonnenschein. Die Leute dort führen teilweise ein recht hartes Leben. Unser lieber Wayan etwa kennt keinen Urlaub, keinen „Sonntag“. Wenn Wayan frei hat, dann, weil er keine Arbeit hat oder weil die Kundschaft ausbleibt. Und das ist kein allzu großer Grund zur Freude. Aber auf Bali stimmt trotzdem sehr vieles, was in unserer Kultur – meiner Meinung nach – mächtig schief läuft. Kulturell … zwischenmenschlich … einfach „einstellungstechnisch“.

Wenn es tatsächlich so etwas wie einen „Kraftort“ gibt (was ich glaube), dann ist Bali so einer für mich.

In welche Orte hast Du Dich schon unsterblich verliebt? Hast Du auch einen „Kraftort“?

6 Kommentare

  1. Ein schöner Post und wirklich überzeugende Argumente, warum man Bali lieben muss! Leider fehlt uns noch dieser Flecken Erde auf unserer Karte, aber Bali gehört mit zu den Zielen, die wir unbedingt sehen wollen. Die Tempel, die Strände, die Natur, die Menschen… genug Gründe gibt es ja 😉
    Lieben Gruß,
    Anna & Vanessa

    1. Vielen Dank, ihr beiden Lieben. Ja, wie man sieht – ich kann euch Bali in der Tat nur wärmstens empfehlen ;).

      Liebe Grüße!
      Christina

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