Travel Wien

Wien für Genießer: Wo es in Wien richtig lecker schmeckt

„Mit Süßspeisen kennen wir uns aus in Wien“, sagt der junge Ober im Café Sacher und nimmt lächelnd die blankgeputzten Teller vom Nachbartisch in Empfang. „Recht hat er“, denke ich. Wer in Wien nicht schlemmt, ist selber schuld.

Unser diesjähriger Mutter-Tochter-Trip führte uns direkt ins Schlaraffenland. Oder anders gesagt: Nach Wien. Eigentlich war das ganze gar nicht so unbedingt zwangsläufig als Futtertour geplant. Es hat sich aber so ergeben. Und eigentlich hat man ja auch gar keine andere Wahl.

Letztendlich sind die Wiener Leckereien ja auch nichts anderes wie eine Sehenswürdigkeit. Eine Schmeckenswürdigkeit könnte man sagen.

Kleine Hommage an unsere Unterkunft

Unser erstes Frühstück in unserer Unterkunft war direkt bemerkenswert. Wir übernachteten in der Josefstadt im Urban Stay Hotel Columbia – und ich würde es jederzeit wieder tun. Das kleine Hotel ist sehr liebevoll eingerichtet und hat eine sehr herzliche, freundliche Chefin. Als wir morgens in den Frühstücksraum kamen, machte mein Herz einen kleinen Hüpfer. Wie hübsch! So richtig wienerisch sah es aus.

Unser Frühstück am nächsten Morgen war unerwartet köstlich. Eierspeisen wurden auf Wunsch frisch zubereitet, der Kaffee war … ein Gedicht und nach meinem gesunden Joghurt mit Früchten, schlich ich mich doch an den Wiener Apfelstrudel heran – und ab diesem Moment war ich sozusagen angefüttert.

Wenn es euch also nach Wien verschlägt und ihr ein liebevolles, kleines und familiäres Hotel für relativ kleines Geld sucht – checkt ruhig hier ein.

Nun aber zum Hauptprogramm:

 

Das legendäre Café Sacher – Rendezvous mit einer Torte

Es war glutheiß an unserem ersten Tag in Wien. Es wäre ein guter Tag für Eis gewesen (gut, Eis haben wir auch noch gegessen). Aber es stand das Café Sacher auf unserem Plan. Ich hatte noch nie die echte Sacher-Torte probiert und ich sah es als meine heilige Pflicht an, diesem Versäumnis nachzukommen – und wenn ich danach ins Koma fallen müsste. Also redete ich meiner Mutter den ganzen heißen Weg bis zum Café Sacher gut zu. Als wir dann endlich an Ort und Stelle waren, mussten wir Schlange stehen. Aber nun hatten wir es schon so weit geschafft. Man kümmerte sich auch schlangestehend gut um uns – eine Kellnerin in hübscher Uniform brachte allen anstehenden Gästen kleine Becher mit Wasser.

Etwa zehn Minuten später folgten wir einem galanten Ober an einen freien Tisch und ich konnte nicht umhin, das aufwändige und charmante Interieur zu bewundern. In Wien sieht einfach so viel nach „guter alter Zeit“ aus – herrlich.

Was ich bestellen würde, war schnell klar: Eine originale Sacher-Torte und eine Wiener Melange mit Schlagobers. Ich mag eigentlich keine Sahne. Wirklich nicht. Trotzdem war das in Wien irgendwie plötzlich etwas anderes. Bereit für die Torte? Bitteschön:

Ich hatte nichts erwartet und war trotzdem positiv überrascht. Die Torte war saftig, sie war schokoladig. Und die Marillenmarmelade war das Tüpfelchen auf dem i. Ein Traum.

Im Café Sacher fühlt man sich heutzutage natürlich nicht (mehr) wie eine echte Wienerin, hier ist Touristengebiet. Das ist kein Geheimnis. Aber ich muss sagen: Die Torte war es wert. Es wäre natürlich schöner gewesen, es wäre nicht so voll gewesen, man hätte unbeachtet durch die Räume schlendern und sich einen Platz suchen können, der einem gefällt. Ein paar Stunden sitzen, ein Buch lesen, Wiener Melange trinken … Im Café Sacher ist dieses Kaffeehausleben nicht möglich. Draußen stehen die Leute Schlange, verlassene Tische werden eilig aufgeräumt, damit die nächsten Platz nehmen können. Das Personal gibt sich natürlich Mühe und ist ausnehmend freundlich, dennoch fühlt es sich ein bisschen nach Massenabfertigung an. Aber das ist wohl angesichts der Berühmtheit des Café Sacher kaum mehr zu vermeiden. Trotzdem: Meine erste echte Sacher-Torte war köstlich und ein toller Einstieg ins Wien-Wochenende. Vor lauter Euphorie habe ich beim Trinkgeld-Aufrunden auch so richtig schön gepatzt. Erst am breiten Grinsen des Kellners bemerkte ich, dass ich ungefähr 30 Prozent Trinkgeld gegeben hatte, war dann aber zu stolz, mich zu korrigieren.

Das Café Central – Wo Freud sich einst herumtrieb

Ein sehr heißer Tipp führte uns am nächsten Tag zur Kaffeezeit ins Café Central. Hier soll damals auch Sigmund Freud ein- und ausgegangen sein und ich kann es ihm nicht verdenken. Das Café Central ist allein optisch schon eine Wucht.

Obgleich es ebenfalls ein Touri-Magnet ist, fühlt man sich durch die ganzen Nischen und Säulen doch etwas weniger beobachtet. Direkt am Eingang kann man in der Auslage köstliche Torten, Törtchen und Küchlein bewundern – und kaufen.

Ich hatte jedoch nur eines im Sinn: Kaiserschmarren! Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie eine ganze Portion Kaiserschmarren für mich alleine bestellt, immer nur bei anderen probiert. Hab mich ja auch eigentlich nie für einen „Süßspeisen-Typ“ gehalten. In Wien war das plötzlich anders. Kaum setzte ich meinen Fuß in ein Kaffeehaus und kaum stieg mir dieses köstliche Kaffeearoma in die Nase, wollte ich Süßes. War auch nicht schwer, etwas zu bekommen.

Es gab letztendlich Kaiserschmarren mit warmer Zwetschgensoße.

Wirklich ein Gedicht. Die Portion war so groß, dass ich sie unmöglich schaffen konnte (was mir schier das Herz brach). Aber es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass man genau das richtige bestellt hat. Wobei Mamas Apfelstrudel nicht minder lecker war.

Müsste ich wählen, dann würde ich dem Café Central vor dem Café Sacher den Vorzug geben. Die Atmosphäre ist hier einfach eine ganz andere. In der Mitte des Raumes spielte ein Pianist am Klavier und man war einfach mehr für sich, fühlte sich, als hätte man fast alle Zeit der Welt, obwohl wir auch hier kurz warten mussten, bevor wir an einen Tisch geführt werden konnten.

Der Wiener Naschmarkt – kann man machen, muss man aber nicht

Wenn es etwas gibt, das „Naschmarkt“ heißt, dann will ich da hin. Als wir dort jedoch ankamen, muss ich sagen, dass ich etwas enttäuscht war. Zwischen zwei vielbefahrenen Straßen erstreckt sich der Naschmarkt in Form von dicht gedrängten Büdchen in zwei langen Gassen. Dort drängen sich Restaurants an kleine Läden und Stände, an denen man alles mögliche essen gehen oder zu essen kaufen kann. Besonders dominant war jedoch der Geruch des Fischstandes. Man muss erwähnen, dass wir gut gesättigt mit Sacher-Torte im Bauch über den Naschmarkt flanierten. Trotzdem war es irgendwie kein Genuss. Alle zwei Schritte wurde man von einem anderen Kellner freundlich angesprochen, ob man sich nicht setzen wolle. Ein bisschen anstrengend, ein bisschen unruhig. Wer die geruhsame Kaffeehauskultur schätzt, der wird sich auf dem Naschmarkt wahrscheinlich ungern in eines der engen Restaurants komplimentieren lassen wollen. Wer aber sowieso hungrig ist und noch nicht recht weiß, worauf er Lust hat, der kann sich dort prima inspirieren lassen. Von original österreichisch bis japanisch gibt es auf dem Naschmarkt alles. Für uns blieb es aber beim Durchlaufen und Fotos-Machen.

 

Was „Handfestes“ – Österreichisch essen bei der Frommen Helene

In der Nähe unseres Hotels gibt es ein kleines, charmantes, altes Restaurant: Die Fromme Helene. Dort gibt es richtig leckeres, österreichisches, bürgerliches Essen für absolut vertretbare Preise. Früher traf man sich in der Frommen Helene gerne vor dem Theater, das sich ganz in der Nähe befindet. Ich war auf Kartoffeln aus, auch wenn es bedeutete, dass ich riskieren musste mich beim Aussprechen von „Petersilerdäpfel“ zu verhaspeln (Erst im dritten Anlauf wurde mir klar, dass dieses Wort nicht Petersiler Däpfel heißt …). Es hat sich gelohnt.

Mein Vater wäre stolz auf mich gewesen: Tafelspitz mit heißer Bouillon und Kartoffeln, das versteht mein Dad unter einem richtig gescheiten Essen. Und ich liebe diese kleinen festen Kartöffelchen …

Da das Restaurant jedoch nicht sonderlich groß ist, empfiehlt es sich, hier einen Tisch zu reservieren. Wir haben eine Stunde vorher reserviert, aber ich glaube, wir hatten wirklich Glück, dass noch etwas frei war.

Wer auf Wiener Schnitzel aus ist, dem wird meistens das Restaurant Figlmüller ans Herz gelegt. Dort waren wir allerdings nicht (steht aber fürs nächste Mal auf meiner Liste).

Wien hat also allerhand zu bieten für Schleckermäulchen und wenn die Wiener eines können, dann Kaffee machen (gut, und Torten und Apfelstrudel und Kaiserschmarren…). Ich habe mich in die Wiener Kaffeehäuser verliebt und bin ganz glücklich, dass es bei unserem Besuch im Café Central in Strömen geregnet hat. Irgendwie ist das für mich richtiges Kaffeehauswetter. Drinnen bei einer heißen Wiener Melange entspannen, ein Buch lesen oder eins schreiben – da ist ja alles möglich – während draußen der Regen prasselt.

Ich war zum ersten Mal in Wien und allein wegen der Kaffeehausatmosphäre und der Tatsache, dass die Süßspeisen eine Saite in mir zum Klingen brachten, von der ich nicht wusste, dass es sie gibt, gehört Wien ab jetzt in die Liste meiner Lieblingsstädte (neben Rom und London).

Und jetzt hätte ich gerne einen warmen Apfelstrudel …

Wart ihr auch schon einmal in Wien? Welche Kaffeehäuser könnt ihr besonders empfehlen? Welchen Geheimtipp gibt es abseits von den Touristen-Hot-Spots? Ich bin für jeden Tipp dankbar, denn das war sicher nicht mein letzter Ausflug ins schöne Vienna.

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