Fem-Power

Plötzlich Feministin

Ich weihe hiermit feierlich eine neue Kategorie in meinem Blog ein: Fem-Power. Nicht, weil das grade so in ist mit dem Feministin-Sein. Sondern weil ich seit langer Zeit fühle, dass es ein Herzensthema für mich ist. Ich hatte bislang nur noch nicht wirklich einen Namen dafür.

Für dieses Gefühl, dass ich wahrscheinlich schon seit langer, langer Zeit umtreibt, hatten viele Leute vor mir schon einen Namen. Meine Eltern und meine Familie nannten es: Sturkopf. Dickschädel. Wenn ich mich ungerecht behandelt fühlte, konnte ich das Thema niemals los lassen. Nicht immer hatte ich damit recht. Aber manchmal, denke ich, schon.

Ich war ungefähr sechs Jahre alt, als ich mit meiner Mutter die Fotoalben mit Babyfotos von mir und meinem Bruder durchstöberte. Wir waren gerade auf der ersten Seite vom Album meines Bruders. Neben dem Foto, das ihn kurz nach der Geburt in den Armen meiner Mama zeigte, stand „Ein Stammhalter ist geboren!“ und ich wollte von meiner Mutter wissen, was das bedeute. Sie erklärte mir, es bedeute, dass mein Bruder, wenn er einmal heiratet, unseren Familiennamen an seine Kinder weitergeben würde, während Mädchen den Namen ihres Mannes annehmen würden. Ich war empört. Und erklärte feierlich, wenn ich einmal heiraten würde, würde ich auch eine Stammhalterin sein. Meine Mutter lachte damals darüber. Nun heirate ich in wenigen Wochen tatsächlich und erinnere mich immer noch an meinen Schwur. Ich weiß nicht, ob wir einmal Kinder haben werden. Aber ich behalte immerhin meinen Namen. Das ist meinem Dickschädel geschuldet, den ich schon als Sechsjährige hatte. Aber auch, weil ich gegen diese „Tradition“ aufbegehren möchte. Welchen Namen ein Ehepaar führt, das sollte jedes Paar für sich entscheiden dürfen. Und nicht aufgrund der Tatsache, dass Männer ja nun mal die Stammhalter sind oder ähnliches.

Die kleinen unauffälligen Ungerechtigkeiten

Vielleicht also ist der Feminismus durch die bevorstehende Hochzeit zum Thema geworden und wegen den Entscheidungen, die damit einhergehend zu treffen waren. Will ich einen Schleier tragen? Will ich von meinem Vater an meinen Ehemann „übergeben“ werden? (Nein und nein …) Es sind Kleinigkeiten. Man mag es als übertrieben empfinden. Aber je mehr ich mich mit dem Thema befasse, desto mehr fällt mir auf. Die kleinen Ungerechtigkeiten, die kleinen Unterschiede in unserem Alltag, die damit zu tun haben, dass Frauen im Gegensatz zu Männern doch als irgendwie kleiner, unwichtiger, weniger wert … einfach weniger … gelten.

Das fängt an, dass immer noch viele für recht selbstverständlich halten, dass ich meinen Namen nach der Hochzeit ändere (O-Ton: Und wie heißt du dann?). Und das endet noch lange nicht da, wo direkt die Frauen im Betrieb angesprochen werden, wenn wichtigen Kunden Kaffee und Tee serviert werden soll, auch wenn ihr Job überhaupt nichts damit zu tun hat. Es ist dieses „Lach doch mal“ von fremden Männern im Club. Es sind aber auch wir Frauen selbst, wenn wir uns miteinander darüber auslassen, dass eine andere Frau in der neuen Jeans einen dicken Hintern hat. Oder wenn wir absichtlich gefällig sein wollen. Uns Männern gegenüber als „total locker“ darstellen wollen, damit wir ihnen nicht anstrengend werden. Wenn wir uns in Geschlechtsvorurteile selbst hineinpressen, um nicht unbequem zu werden und lästig zu fallen („Ja, ich habe eine Million Schuhe, ich bin ja auch eine Frau, hihi“). Wenn wir es zulassen, dass Männer uns die Welt erklären, obwohl wir selber genau Bescheid wissen, nur um ihnen nicht ihren Stolz anzukratzen.

Was Fem-Power soll

In dieser Kategorie will ich vor allem Gedanken und Erlebnisse sammeln, die mit dem Thema Gleichberechtigung zu tun haben. Zum einen für mich selbst, um bewusster durchs Leben zu gehen und Ungerechtigkeiten nicht hinzunehmen. An mir selbst zu arbeiten. Zum anderen, um ein bisschen mehr Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken. Gleichberechtigung bedeutet nicht, dass jemandem etwas weggenommen werden soll. Es ist genug Gerechtigkeit für alle da. Ich denke, dass Männer nur gewinnen können, mit einer gleichberechtigten, starken Partnerin an ihrer Seite, die nicht klein gehalten werden muss und will. Nur dann kann man gemeinsam wachsen. Ich glaube nicht, dass Männer und Frauen gleich sind. Aber gleich wichtig. Das ist in unserer Gesellschaft bis dato noch nicht der Fall (und schon gar nicht auf der Welt).

Aber ich habe Hoffnung.

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