Erst war es „nur so eine Idee“, die meiner Mutter und mir bei einem Cappuccino nach einem Shopping-Nachmittag kam. Wie wäre es, wenn wir beide zusammen mal in Mailand shoppen gingen? Aus einer Spinnerei wurde dann aber plötzlich doch eine kleine Reise. Und dann eine Tradition.
Letztes Jahr jettete ich mit meiner Mum über Muttertag einfach mal kurz nach Mailand. Zwei Übernachtungen und ein voller Tag – einfach nur, um ein bisschen die Stadt zu genießen, lecker Gelato zu essen und natürlich um shoppen zu gehen. Das allerwichtigste dabei war aber von vornherein: Wir wollten beide einfach mal ein bisschen exklusive Mutter-Tochter-Zeit. Inzwischen lebe ich fast vier Jahre nicht mehr zu Hause. Auch wenn ich gespannt und voller Vorfreude war, als ich endlich mit meinem Freund in unsere erste eigene Wohnung ziehen konnte, ging ich auch mit einem weinenden Auge. Die spontanen Nachmittagskaffees mit meiner Mutter würde es so zwanglos nun nicht mehr so einfach geben. Uns trennen nun zwar „nur“ ca. 30 Kilometer, aber immerhin inzwischen auch der Rhein. Und „einfach mal kurz vorbei kommen“ ist nun nicht mehr wirklich möglich. Da wir beide aber eigentlich immer viel zu Schnacken haben, ist das natürlich problematisch. Weder mein Dad zu Hause bei meiner Mama noch mein Freund hier bei mir in der Wohnung sind so richtig gesprächig. Und mein Redebedarf, vor allem mit Koffein im Blut, ist manchmal immens. Kurzum – Mutter-Tochter-Time gibt es so beiläufig viel zu selten. Daher muss man die ganze Sache nun eben planen. Und wenn man schon mal plant, dann kann man auch direkt einen Kurztrip planen. Mailand war wie geschaffen dafür.
Step 1: Der Mailänder Dom
Wir übernachteten kurzentschlossen in einem Best Western Hotel. Es war nichts besonderes, aber vollkommen ausreichend für unsere Zwecke. Nach einem leckeren und sehr ausgiebigen Frühstück (meine Mutter und ich haben auch eine ausgiebige Frühstücks-Tradition) ging es zunächst einmal zum berühmten Mailänder Dom. Der tatsächlich eine Augenweide ist.
Auf dem Platz war es brechend voll, man musste Slalom um die Selfie-Stick-Verkäufer laufen und sie teilweise auch recht engangiert und mit „Gesti“ abschütteln. Noch penetranter waren höchstens noch die Tauben.
Die Schlange für den Dom war jedoch so lang, dass sie fast einmal den ganzen Platz umspannte – und wir hatten nur diesen einen Tag. Zusätzlich erleichterte uns die unmittelbare Anwesenheit der Galleria Emanuele Vittorio unsere Entscheidung. Die grenzt nämlich direkt an den Domplatz. Und dort sind die ganzen Größen zu Hause: Gucci, Prada, Dior …
Step 2: Die Galleria Emanuele Vittorio
Gucken kann man ja mal …
Aber beeindruckend ist auch die wunderschöne gläserne Decke der Galleria. Ich hab unzählige Fotos nur von dieser Decke gemacht. Die ist so wundervoll … akkurat.
Danach gingen wir wirklich ein bisschen shoppen. Allerdings eher bei unseren üblichen Verdächtigen mit weniger spektakulären Schaufenstern und unter freiem Himmel.
Step 3: Gelato bei Cioccolatialini
Und plötzlich – gerade zur rechten Zeit – kamen wir an eine Eisdiele, über die ich im Vorhinein bereits allerhand gelesen hatte: Das Cioccolatialini. Dort gibt es unzählige hausgemachte Schokoladeneissorten. Und man bekommt ein kleines Hörnchen mit warmer, flüssiger Schokolade zum Eis.
Meine Mum hatte einen feinen Eis-Burger im Brioche-Brötchen.
Solcherart gestärkt ging es in die zweite Shopping-Runde, bevor wir uns auch schon direkt ums nächste leibliche Wohl kümmern mussten: Das Abendessen.
Step 4: Dinner im Vergnügungsviertel
Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, dass es schön wäre bei den Kanälen zu Abend zu essen. Die sind zwar an sich ziemlich unspektakulär und etwas brackig, aber abends pulst dort das Mailänder Leben zwischen Restaurants und Bars. Besonders cool: Viele Restaurants bieten ein großes All-You-Can-Eat-Buffet an, wenn man sich dort hinsetzt und etwas trinkt.
Wir nutzten ein solches Futter-und-Trink-Angebot auf einem Schiff, das im Kanal vor Anker lag.
Das Essen war richtig lecker, auch die Cocktails waren ganz gut. Einziger Nachteil: Es war wirklich ziemlich, ziemlich eng. Das „Il Barcone“ war ziemlich begehrt. Daher hielten wir uns dort auch nicht länger als nötig auf und entschieden uns kurz entschlossen, unseren Absacker woanders einzunehmen: Auf der berühmt-berüchtigten Terrazza Aperol direkt am Domplatz.
Step 5: Cocktails auf der Terrazza Aperol
Eilig hatten wir es nicht. Abends ist das Viertel an den Kanälen zwar brechend voll, aber die Stimmung ist richtig cool. Jung, lebhaft und bunt.
Also noch einmal zurück durch die nächtliche Galleria Emanuele Vittorio.
Und wir hatten Glück: Obwohl wir so spontan dort ankamen, wurden wir doch relativ bald an einen freien Platz geführt. Auch hier bekam man wieder so richtig was fürs Geld. Zum Cocktail gab es nochmal eine reichhaltige Auswahl an verschiedenen Tapas.
Pasta, Pizza und Mozzarella – oder die heilige Dreifaltigkeit der italienischen Küche vereint auf einer Platte. Dazu ein leckerer Hugo mit frischer Minze, besser ging es nicht.
Wir haben unseren einen Tag in Mailand wirklich voll ausgekostet, trotzdem war er viel zu schnell vorbei. Dafür halten unsere tollen Erinnerungen umso länger. Noch heute erzählen wir uns gern gegenseitig wie toll es doch in Mailand war.
Und – um der Wahrheit die Ehre zu geben – es war total billig. Flüge mit Ryanair bekamen wir für unter 100 Euro und unser ganz okayes Hotel mit Frühstück kostete uns pro Person 60 Euro. Da blieb noch genug Puffer zum Shoppen und allgemeinem Sich-richtig-gut-gehen-Lassen, viel Gelato, Cappuccino und der ein oder andere Cocktail war auch noch drin.
Das war letztes Jahr. Und dieses Jahr geht es weiter. Diesmal kam uns die Idee bei einem Cappuccino nach dem Shoppen meines Brautkleides: Wie wäre es, wenn wir einen Mutter-Tochter-Trip nach Wien machten? Bei Sachertorte und einem Tässchen Wiener Melange?
Klang super, wird sicher super. Ende Juni geht es los.
Und so entstand ganz still und heimlich zwischen zwei Cappuccini eine liebgewonnene Mutter-Tochter-Tradition, die wir hoffentlich noch viele, viele Jahre beibehalten können und werden.
Auch wenn die spontanen Nachmittagskäffchen in der Küche bei meinen Eltern und unsere Frühstücks bevor ich an den Bahnhof und zur Uni musste inzwischen Vergangenheit geworden sind, haben wir uns doch neue Traditionen schaffen können. Darauf bin ich stolz, aber vor allem bin ich dafür sehr dankbar. Eine gute Mutter-Tochter-Beziehung ist nicht selbstverständlich und selbst wenn Mutter und Tochter eine gute Beziehung zueinander haben, kann es passieren, dass man sich auseinander lebt. Wir sind es schließlich irgendwie auch gewohnt, dass unsere Mütter uns lieben und sich um uns kümmern. Dass man an dieser Beziehung arbeiten muss, wie an jeder Freundschaft und Partnerschaft, kommt einem nicht automatisch in den Sinn. Trotzdem ist es so. Und es ist wichtig, dass man es tut.
Aber ehrlich gesagt: Es gibt weitaus schlimmere Beziehungsarbeit als es sich bei einem Mutter-Tochter-Trip so richtig gut gehen zu lassen und gemeinsam zu verreisen. 🙂
Falls ihr schon mal in Wien wart und einen heißen Tipp für mich habt – immer her damit! 🙂